Lehramtsanwärter*innen sind keine Lückenfüller*innen!

Die Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie kündigte in ihrem gestrigen Schreiben an die Schulleitungen der öffentlichen Berliner Schulen zum neuen Schuljahr eine Erhöhung der Unterrichtsverpflichtung für Referendar*innen und eine Kürzung von Profilstunden, die den Schulen bisher in Höhe von insgesamt 310 Vollzeitstellen für ihre Arbeit zur Verfügung stehen, an.

Dazu erklärt Franziska Brychcy, bildungspolitische Sprecherin der Linksfraktion im Berliner Abgeordnetenhaus:

„Von heute auf morgen festzulegen, dass die 1.400 Berliner Referendar*innen von Beginn ihrer Ausbildung an mehr unterrichten müssen, führt zu einer Verschlechterung der Ausbildungsqualität und erhöht den Stress bei den Lehramtsanwärter*innen – also das Gegenteil von dem, was wir angesichts des eklatanten Lehrkräftemangels aktuell brauchen. Angehende Lehrkräfte benötigen auch weiterhin Raum und Zeit für angeleiteten Unterricht und Hospitationen. Sie vor allem als Lückenfüller einzusetzen, um über den eigentlichen Lehrkräftemangel hinwegzutäuschen, wird absehbar zu höheren Abbruchquoten führen und den Mangel so noch verschärfen.

Auch die Streichung von über 300 Vollzeitstellen für Profilstunden trifft viele Berliner Schulen empfindlich. Hinzu kommt, dass die Schulen bereits mitten in den Planungen für das neue Schuljahr stecken und jetzt mit diesen Kürzungsmaßnahmen überfallen werden. Was Bildungssenatorin Günther-Wünsch in ihrem Schreiben vorschlägt, ist eine Schönrechnung des Lehrkräftemangels anstatt sinnvoller Gegenmaßnahmen.

Als Linksfraktion haben wir bereits mehrfach eine offene Diskussion über den Umgang mit der Stundentafel in der aktuellen Mangelsituation gefordert, um Schulen zu unterstützen und zu entlasten. Ein solcher Diskussionsprozess über die Stundentafel in einem vernünftigen Beteiligungsformat steht allerdings weiterhin aus. Wir erwarten, dass die Senatorin hier endlich aktiv wird.“