Aktuelle Zahlen zum Lehrkräftebedarf zeigen: Viele Berliner Schulen sind mit Personal deutlich unterausgestattet

Franziska Brychcy

Aus den Antworten des Senats auf eine Schriftliche Anfrage der Linksfraktion Berlin zur Unterversorgung mit Lehrkräften (Drs. 19 / 11048) geht hervor, dass zahlreiche Berliner Schulen mit deutlich weniger als 100 Prozent Personal ausgestattet sind.

Gleich eine Reihe von Schulen muss den Schulalltag mit 89 Prozent oder weniger des eigentlich vorgesehenen Lehrpersonals stemmen. Ein zweites Ergebnis der Anfrage ist, dass von Jahr zu Jahr immer mehr Berliner Lehrkräfte in Teilzeit arbeiten. Dieser Trend ist deutlich und der Anstieg in den letzten Jahren kontinuierlich. Arbeitete 2017/18 mit 27,71 Prozent noch rund ein Viertel der Berliner Lehrkräfte in Teilzeit, sind es 2021/22 mit 34,43 Prozent bereits ein Drittel.

Dazu erklärt die bildungspolitische Sprecherin der Linksfraktion Franziska Brychcy:

„Gute Bildung setzt voraus, dass für die vielen, herausfordernden Aufgaben der Pädagog:innen eine ausreichende Personalausstattung an den Schulen vorhanden ist. Dies ist mit einer strukturellen Unterausstattung nicht zu leisten.

Die anwachsende Teilzeitquote deutet zudem auf eine Überlastung von Pädagog:innen im Schulalltag hin. Das führt wiederum zu einem höheren Ausbildungsbedarf, denn für 2.000 zu besetzende Vollzeitstellen braucht man bei dieser Quote deutlich mehr als 2.000 Lehrkräfte. Die Berliner Universitäten bilden aber ohnehin derzeit nur knapp 900 Lehramtsabsolvent:innen jährlich aus, obwohl 2.000 als Ziel festgeschrieben sind.

Durch wachsende Schüler:innenzahlen und zusätzliche Bedarfe für Inklusion und Schulen in angespannter, sozialer Lage dürfte der tatsächliche Lehrkräftebedarf noch weitaus höher liegen. Dass die Senatsverwaltung für Bildung beim Thema Inklusion keinen dringenden Handlungsbedarf sieht und „die Inklusion in Berlin für die Grundstufe bereits vollständig umgesetzt“ sieht, ist nicht realistisch. Berichte aus dem Schulalltag zeichnen ein ganz anderes Bild.

Aus bildungspolitischer Sicht sind eine Ausbildungsoffensive für den mittelfristigen Lehrkräftebedarf und eine zeitnahe Unterstützung von Schulen durch multiprofessionelle Teams dringend erforderlich. In den Haushaltsverhandlungen muss es außerdem darum gehen, die inklusive Arbeit an Schulen zu stärken und u.a. durch Pädagogische Unterrichtshilfen zusätzlich zu unterstützen.“

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