Senatsverwaltung will über 1.000 Plätze beim Praxislernen streichen! Gefahr von Schuldistanz und mehr Jugendlichen ohne Abschluss steigt

Aus einer aktuellen Anfrage der der Linksfraktion im Berliner Abgeordnetenhaus geht hervor, dass der schwarz-rote Senat beim Dualen Lernen in 2025 über 1,1 Mio. Euro streicht.

Mit Beginn des Schuljahres 2025/26 werden dadurch 1.000 von aktuell 2.257 Plätzen beim Praxislernen wegfallen. Das wäre ein Rückgang von über 44 Prozent. Das Praxislernen ist ein zentral wichtiges Bildungsangebot für Jugendliche, die schuldistanziert sind und/oder deren Schulabschluss gefährdet ist.

Die Halbierung der Schulplätze beim Praxislernen würde vielen Schüler*innen einen passenden Lernweg zum Abschluss und in den Beruf verbauen und dem realen Bedarf zuwiderlaufen. Die Berliner Schulen haben aktuell für das Schuljahr 2025/26 sogar Bedarf für 345 zusätzliche Plätze in Praxislerngruppen angemeldet.

Aktuell lernen 1.124 Berliner Neunt- und Zehntklässler*innen aus Regel- oder Willkommensklassen 1-3 Tage in der Woche in einer Praxislerngruppe in Kooperation mit einem Freien Träger.  Diejenigen Bezirke, die ohnehin mit riesigen Herausforderungen zu kämpfen haben, sind von den Kürzungen beim Praxislernen am stärksten betroffen.  Aktuell besuchen in Marzahn-Hellersdorf (208), Mitte (181) und Neukölln (159) die meisten Schüler*innen eine Praxislernklasse, während es in Charlottenburg-Wilmersdorf lediglich 15 Schüler*innen sind.

Dazu erklärt Franziska Brychcy, bildungspolitische Sprecherin der Linksfraktion im Berliner Abgeordnetenhaus:

„Das Praxislernen motiviert Schüler*innen, verringert Schuldistanz und verhilft ihnen zu Schulabschlüssen. Hier angesichts des steigenden Bedarfs 1.000 Plätze zu streichen, wäre eine Katastrophe! Mehr missglückte Bildungsbiographien und weniger Abschlüsse wären die Folge. Die Bildungssenatorin gibt öffentlich vor, sich für weniger Schüler*innen ohne Schulabschluss einzusetzen, halbiert dann aber die Plätze beim Praxislernen und damit die Bildungschancen von Jugendlichen, die oft multiple Herausforderungen haben. Das ist Klassenkampf von oben statt guter Bildungspolitik!

Mit diesen Streichungen setzt die Bildungssenatorin ihre zutiefst unsoziale Politik fort: Von den Kürzungen beim Praxislernen sind ausschließlich Schüler*innen an Integrierte Sekundarschulen und Gemeinschaftsschulen betroffen.

Wir erwarten von der Bildungssenatorin, dass Jugendliche, deren Abschluss gefährdet ist, weiterhin unterstützt werden und über das Praxislernen Zugang in die Berufsausbildung erhalten. Diese fatale Kürzung auf dem Rücken der bedürftigsten Schüler*innen muss umgehend zurückgenommen werden!"

Schriftliche Anfrage