Neue Zumessungsrichtlinien für Lehrkräfte verschärfen Bildungsungerechtigkeit
Nach dem aktuellen Entwurf für die Zumessung von Lehrkräften wird die Bildungsungerechtigkeit verschärft. Schulen mit einem hohen Anteil an Kindern mit erhöhtem Förderbedarf werden benachteiligt, während grundständige Gymnasien mehr Ressourcen erhalten sollen als bisher. Das geht aus einer bisher noch unveröffentlichten Anfrage der Berliner Linksfraktion hervor.
Außerdem soll bei der Umwandlung von Lehrkräftestellen in andere Professionen gekürzt werden. Bisher konnte wegen der unterschiedlichen Gehaltsklassen eine volle Lehrkräftestelle in 1,4 Erzieher*innenstellen umgewandelt werden. In Zukunft sollen nur noch 1 zu 1 Umwandlungen möglich sein, was de facto eine Kürzung darstellt. Die neuen Zumessungsrichtlinien sollen ab dem Schuljahr 2025/26 für zwei Jahre gelten.
Hierzu erklärt Franziska Brychcy, bildungspolitische Sprecherin der Linksfraktion im Berliner Abgeordnetenhaus:
„Die Pläne der Bildungssenatorin sind eine Gefahr für die Inklusion in den Berliner Grundschulen. Bisher waren sowohl der Anteil von Schüler*innen aus ärmeren Haushalten an einer Schule als auch der tatsächliche Anteil an Schüler*innen mit den Förderbedarfen Lernen, Sprache oder emotional-soziale Entwicklung für die Stundenzumessung wichtig. In Zukunft soll eine Schule mit wenigen Kindern mit erhöhtem Förderbedarf die gleiche Anzahl an zusätzlichen Förderstunden bekommen wie eine Schule mit vielen Kindern mit erhöhtem Förderbedarf. Das verschärft die Bildungsungleichheit, benachteiligt Kinder mit Förderbedarf und ist eine klare Abkehr vom Weg zur inklusiven Schule.
Wir stellen uns auch klar gegen die Pläne, in der jetzigen Mangelsituation ausschließlich den Personalschlüssel an grundständige Gymnasien zu verbessern. Bisher waren für die 5. und 6. Klassen an grundständigen Gymnasien 29 Schüler*innen pro Klasse vorgesehen. Jetzt sollen sie wie an Grundschulen nur noch 24 Schüler*innen aufnehmen. Dies erzeugt einen zusätzlichen Bedarf an Lehrkräften, die dann wieder an Schulen in schwieriger Lage besonders fehlen. Wir kämpfen als Linksfraktion für kleinere Klassen, aber dass in der akuten Mangelsituation ausschließlich grundständige Gymnasien bessergestellt werden sollen, ist nicht angemessen.
Auch bedeuten die Pläne der Senatorin, in allen Bezirken 3 Prozent der Lehrkräftestellen in andere Berufsgruppen umzuwandeln: Berliner Schulen werden im Schnitt nur noch mit maximal 97 Prozent an Lehrkräften ausgestattet. Dass Lehrkräftestellen auch nur noch eins zu eins umgewandelt werden können, ist eine Kürzung durch die Hintertür.
Wir fordern die Senatorin auf, die Zumessungsrichtlinien erneut zu überarbeiten und die Kritik der Bildungsakteure, Inklusionsverbände und Gewerkschaften ernst zu nehmen! Wir brauchen endlich den Mut bei der Diskussion über Lösungen trotz des Lehrkräftemangels auch über mögliche Änderungen an der Stundentafel zu reden statt über Kürzungen bei der Inklusion!“
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